Presseerklärung zum Vortrag von Christopher Ben Kushka
Wir, die Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München, werden seit einigen Tagen in Bezug auf einen Vortrag, den wir als Veranstalter organisieren, öffentlich angegriffen.
Am 7. November wird Christopher Ben Kushka im Gasteig in München über die „Hintergründe zur Entwicklung und Wirkung der weltweiten und gewaltlosen BDS-Kampagne gegen die israelische Besatzung“ referieren.
Herr Ben Kushka wird im Vortragsaal der Bibliothek im Gasteig vor einem Publikum von etwa hundert Menschen sprechen. Da wir regelmäßig Informations-Veranstaltungenund Vorträge organisieren, von denen sonst selten mehr in der Presse berichtet wird, waren wir doch einigermaßen erstaunt, als wenige Tage nach der Ankündigung der Veranstaltunguns ein sprichwörtlicher Tornado öffentlicher Aufmerksamkeit erreichte.
Frau Charlotte Knobloch, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Münchenhat, so scheint es, den Münchner OB telefonisch kontaktiert, um gegen unsere Veranstaltung zu intervenieren und sie als antisemitisch zu diffamieren. Dies, ohne zu wissen, was Herr Ben Kushka denn eigentlich zu sagen hat und was seine Argumente sind.
Unsere Veranstaltung wurde zum Thema in der lokalen wie auch internationalen Presse. Selbst die Jerusalem Post, eine der bekanntesten israelischen Zeitungen, berichtete darüber und denunzierte die Veranstaltung als „Kauft nicht beim jüdischen Staat“- Event.
Diese Formulierung verrät bereits viel über die Zielsetzung des Artikels. Wahrscheinlich weiß die Jerusalem Post sehr genau, dass es den Tatbestand der Verleumdung erfüllen würde, unsere Veranstaltung als „Kauft nicht bei Juden“-Event zu bezeichnen und wählte wohl bewusst eine Form, die der Nazi-Parole so nah wie möglich kommt, ohne zugleich justiziabel zu sein.
Frau Knobloch bezeichnet die BDS-Bewegung ganz offen als „durch und durch antisemitisch“.
Die BDS-Kampagne zielt ab auf „gewaltlose[...] Strafmaßnahmen […] bis Israel seiner Verpflichtung nachkommt, den PalästinenserInnen das unveräußerliche Recht der Selbstbestimmung zuzugestehen, und zur Gänze den Maßstäben internationalen Rechts entspricht“. Dieser Boykott attackiert nicht Juden als Juden, Israelis als Israelis noch wendet er sich überhaupt gegen Individuen. Die BDS-Kampagne wendet sich gegen von ihr kritisierte politische Maßnahmen und gegen Missachtung internationalen Rechts.
Wir lehnen jegliche Form der Diskriminierung ab; unsere Grundlagen sind die Menschenrechtskonvention und das Grundgesetz. Die Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe ist eine Gemeinschaft von Menschen aus unterschiedlichen ethnischen, politischen und religiösen Hintergründen. Durch unsere Aktivitäten versuchen wir, das humanistische Ideal einer Welt frei von Rassismus und Antisemitismus nicht nur zu propagieren, sondern auch, in unserem menschlichem Umgang miteinander, praktisch zu leben. Dazu gehört eine demokratische Gesprächskultur.
Es ist uns ein Anliegen, darauf hinzuweisen, dass wir uns, im Rahmen unserer bescheidenen Möglichkeiten, mit unserer Arbeit für Frieden und Gerechtigkeit für alle Menschen zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer einsetzen, und nicht nur dort.
Die Frage, ob die BDS-Kampagne in diesem Kontext eine machbare und vernünftige Strategie darstellt, sehen wir als Gegenstand öffentlicher Diskussion an. Wer auch immer mit den Ansichten Herrn Ben Kushkas oder den unseren nicht einverstanden ist, sei herzlich dazu eingeladen die Veranstaltung zu besuchen und zu einer sachlichen Debatte beizutragen.
Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe München