Jüdisch-Palästinensische Dialoggruppe

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Geplanter Vortrag von Christoph Glanz in der ESG am 08.06.2016: Palästinensische Menschenrechtskampagne

 

Brief von Judith Bernstein an die Evangelische StudentInnen Gemeinde Oldenburg:

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bin entsetzt, dass Sie Herrn Christoph Glanz als Antisemiten bezeichnen.

Wir haben Herrn Glanz nach München eingeladen, um über die BDS-Bewegung zu informieren. Die Veranstaltung fand statt am 7. November 2015 und nicht, wie verleumderisch behauptet, am Datum der Reichspogromnacht, dem 9. November! Dieses Detail ist charakteristisch für die Art und Weise, wie bestimmte Kreise versuchen, Menschenrechtsorganisationen in den Schmutz zu ziehen.

Im Vorfeld der Veranstaltung hat Frau Knobloch, ohne die Ausführungen des Referenten zu kennen den Vergleich mit dem Nazi-Slogan „Kauft nicht bei Juden“ gezogen. Ich bin selbst Jüdin, in Jerusalem geboren und wehre mich entschieden gegen diesen Vergleich, der den Holocaust verharmlost. „Kauft nicht bei Juden“ war aus rassistischen Gründen gegen alle Juden gerichtet - ohne dass Juden etwas dagegen hätten unternehmen können. Insofern war der NS-Boykottaufruf ein Vorläufer und Wegbereiter des späteren Vernichtungsfeldzugs gegen das europäische Judentum.

Hingegen richtet sich die BDS-Kampagne gegen die Politik der israelischen Regierung. Sobald diese die Besatzung beendet und die Palästinenser vollständig die gleichen Rechte wie die jüdischen Israelis sowohl in Israel als auch in Palästina erhalten, würde auch die BDS-Kampagne beendet werden. Insofern hat sie entscheidende Ähnlichkeit mit der jüdisch-amerikanischen Boykott-Kampagne gegen Nazi-Deutschland und dem zivilgesellschaftlichen Boykott gegen den südafrikanischen Apartheidstaat. BDS ist daher ein Wegbereiter eines gerechten Friedens, der nicht nur die Palästinenser befreit, sondern auch Generationen von jungen Israelis, die dann nicht mehr zu Mittätern und Opfern einer militarisierten Besatzergesellschaft werden.

Wenn Sie Israel immer noch als die einzige Demokratie im Nahen Osten bezeichnen, dann stelle ich fest, dass Sie wenig Ahnung von der dortigen Situation haben. Denn mittlerweile werden nicht nur Palästinenser, sondern auch linke Israelis regelrecht verfolgt. Vielleicht ist es Ihnen nicht bewusst, dass Sie mit Ihrer Unterstützung einer selbstzerstörerischen Politik dazu beitragen, dass Israel sich selbst abschafft, vor allem moralisch (der Soldat, der einen schwerverletzten Palästinenser tötet und als Held gefeiert wird, ist nur die Spitze des Eisbergs).

Ein Engagement wie das von Herrn Glanz kommt letztlich allen Menschen im historischen Palästina zugute - unabhängig von ihrer Herkunft und Religion. Wie ich weiß, ist das die entschiedene Triebfeder für Christoph und steht im Einklang mit seinem sonstigen langjährigen gesellschaftlichen Engagement.

Ich vertraue darauf, dass diese Informationen Ihre Einschätzung beeinflussen und die beabsichtigte Veranstaltung wie geplant am 08 Juni 2016 ohne Störungen durchgeführt wird.

Mit freundlichen Grüßen
Judith Bernstein