Seid stark, ihr Soldaten, die ihr das Schweigen brecht. Seid stark, ihr, die ihr die Organisation „Das Schweigen brechen“ gegründet habt und dafür arbeitet, die ihr diesen Soldaten ein Forum gebt. Und seid besonders stark, Leiter der Jerusalemer „Galerie Barbur“, die ihr sie eingeladen habt, und uns, um ihnen zuzuhören.
Kurz vor der Veranstaltung wandte sich Kultusministerin Miri Regev an den Bürgermeister von Jerusalem mit der Forderung, die Veranstaltung zu verhindern, da die Organisation „sich um die Schädigung des Bildes Israels in der Öffentlichkeit“ bemühe und „es in düsteren Farben als unmoralischen Staat“ darstelle, „der durch Kämpfer der israelischen Verteidigungsarmee Palästinenser schädigt“. Der Sprecher der Ministerin stellte fest: „Der Vortrag wird dort auf keinen Fall stattfinden“, und die Stadtverwaltung Jerusalem gab bekannt: Die Galerie Barbur wird geräumt.
Die Veranstaltung fand trotzdem statt. Und wie! Die Räumlichkeiten in der Galerie reichten nicht aus, um die Besucher zu beherbergen. In den Gassen daneben hatten nicht all die jungen Demonstranten Platz, die dicht gedrängt und entschlossen den Demonstranten gegenüber standen, die die Veranstaltung verhindern wollten. Die Rufe und Parolen von beiden Seiten waren im Saal gut zu hören. Die Furcht vor gewalttätigen Auseinandersetzungen, die uns dorthin begleitete - wir waren fast alle etwas ältere Mitbürger, die gekommen waren, um den Jungen zuzuhören -, erschwerte das Zuhören ein wenig. Aber der sehr persönliche, klare und aufrichtige Vortrag des jungen Nadav war dann doch stärker als die Unruhe draußen und die Spannung drinnen. Er erzählte von seinem Weg, vom Dienst in der Armee - Polizeiarbeit in den besetzten Gebieten - bis zur schwierigen Entscheidung, „das Schweigen zu brechen“. Er erzählte, was er und seine Freunde dort tun und getan haben: Angefangen von physischen Verletzungen und Schädigung von Besitz von Palästinensern bis zum Befolgen von Befehlen der Siedler. Ja, er hat den Staat Israel in düsteren Farben gezeichnet wie auch die anderen Zeugenaussagen derer, die das Schweigen brechen.
Ja, ihre Stimme wird gehört und beschädigt das Image Israels; da hat Frau Regev Recht. Sie geht aber tiefer als die Wahrheit der Ministerin, sie ist auch wichtiger. Es geht hier nicht um einen Ruf, sondern um eine zerstörerische, gefährliche Identität, die auf dem Weg ist, unwiderruflich irreparabel zu werden - davon erzählen diese Zeugenaussagen.
Wer behauptet, dass sie lügen, sagt die Unwahrheit. Jeder Bürger Israels, der in die besetzten Gebiete kommt, weiß, dass nicht weiter nachgeforscht werden muss, ob „Breaking the Silence“ seine Berichte genau nachprüft. Jeder kann sich die Überreste der zerstörten Häuser und Zelte ansehen, die bedrohlichen Checkpoints, die in der gesamten Westbank errichtet wurden, die engen, gefährlichen Straßen, die den Palästinensern zugeteilt wurden, und vor allem: die Inbesitznahme weiter Gebieten durch die Siedler.
Diese ganze verquere und kriminelle Realität findet unter dem Schutz der Armee und ihrer Soldaten statt. Wie lächerlich, dass so viele Zivilisten in der israelischen Gesellschaft, von Ilana Dayan und Yair Lapid bis Miri Regev und Benjamin Netanyahu sich anstrengen, um „Breaking the Silence“ der Lüge zu überführen.
Es wird ja nichts davon heimlich durchgeführt.
Geht hin in die besetzten Gebiete, wo die Armee unter dem Oberbefehl der Siedler herrscht, und seht euch an und hört, was den Soldaten dort befohlen wird, und wie die 18-, 19jährigen jungen Männer aussehen, bewaffnet bis an die Zähne, die diese Befehle ausführen!
Bis dahin, ihr schweigenden Mehrheiten, respektiert die Soldaten, die das Schweigen brechen, hört ihnen zu und verteidigt ihr Recht, in Israel und im Ausland zu sprechen. Ihr Recht wiegt schwerer als unseres, denn sie bezahlen unmittelbar für ihr Tun, körperlich und seelisch, für eine Ideologie— und nicht zur Verteidigung der Sicherheit Israels und seiner Bürger. Das ist heute klarer zu sehen als je zuvor.