Seit 462 Tagen sind wir Zeugen eines unfassbaren Völkermordes an den Palästinensern in Gaza. Ja, es ist ein Genozid. Alle von der UN-Völkermordkonvention definierten Kriterien sind klar erfüllt. Die Aussagen der führenden Politiker und Militärs Israels lassen gar keinen Zweifel an der Absicht, das gesamte palästinensische Volk zu vernichten. Jedem sollten die entsprechenden Zitate bekannt sein. Wem nicht – der braucht nur einen Blick auf Gaza zu werfen. Ein Anblick absoluter Zerstörung. In Gaza ist jeder Palästinenser zum Abschuss freigegeben – Kinder, Frauen, Kranke, Alte. Das sind nicht meine Worte, sondern die von israelischen Soldaten; sie machen überhaupt keinen Hehl aus ihren Vernichtungsfantasien.
Jeder, der den Palästinensern hilft zu überleben, wie etwa Mitarbeiter von internationalen Hilfsorganisationen oder medizinisches Personal, wird zur Zielscheibe. Auch hinter der Blockade von Hilfsgütern steht einzig und allein der Vernichtungsgedanke.
Seit 462 Tagen können wir täglich 24 Stunden die Gräueltaten mitansehen, denn dieser Genozid ist der am besten dokumentierte in der Geschichte; so stellen zum Beispiel israelische Soldaten selbst ihre Verbrechen stolz in sozialen Medien zur Schau.
Seit 462 Tagen müssen wir mitansehen, wie Deutschland sich zugunsten seiner Solidarität zu einem Staat, der sich vor dem Internationalen Gerichtshof des Genozids zu verantworten haben wird, gegen das Internationale Recht wendet und die demokratischen und rechtsstaatlichen Strukturen innerhalb Deutschlands demontiert und somit die deutsche Verfassung missachtet.
Seit 462 Tagen werden die Fakten verdreht, geleugnet und missachtet. Hier geben v.a. die deutschen Medien ein jämmerliches Bild ab. Eigentlich sollten die Medien eine die politische Ebene kritisch betrachtende 4. Gewalt im Staat darstellen - stattdessen sind sie zum propagandistischen Sprachrohr der politischen Ebene verkommen, das sogar den niedrigsten journalistischen Standard unterbietet.
Seit 462 Tagen möchte unsere Regierung uns jedoch weismachen, dass es sich bei Israels Vorgehen in Gaza um „Selbstverteidigung“ handeln würde und Deutschland seiner historischen Verpflichtung gegenüber Israel nachkomme.
Täter werden zu Opfern und Opfer zu Tätern gemacht. Um die pro-israelische politische Agenda in Deutschland durchzusetzen, werden absurde Kriminalisierungen vorgenommen und hanebüchene Straftaten erfunden.
Während in Gaza einer der schrecklichsten Völkermorde begangen wird, hat man hier nichts besseres zu tun, als sich über Wörter zu echauffieren und völlig schwachsinnige, verfassungswidrige Resolutionen zu beschließen. All das dient der Ablenkung von dem, was in Palästina und Israel tatsächlich geschieht. So soll jegliche kritische Auseinandersetzung mit dem Thema Palästina/Israel unterbunden werden.
Der öffentliche Diskurs wird von der politischen Ebene und Interessenvertretern verzerrt und mit Repressionen belegt: Statt den Diskurs den tatsächlichen Fakten entsprechend zu führen, wird ein politisch motiviertes Narrativ geschaffen, das jegliche faktische Basis missen lässt. So werden zum Beispiel Appelle namhafter Wissenschaftler, Menschenrechtsorganisationen, Rechtsexperten und Ärzte, die die Zustände in Gaza und die Folgen der deutschen Mittäterschaft klar benennen, ignoriert und wie üblich wird jeder, der es wagt, die mehr als berechtigte Kritik an Israel zu üben, als Antisemit diffamiert. Das muss ein Ende haben! Es kann nicht sein, dass in Deutschland wieder ein politisches Klima herrscht, in dem man sich als Bürger nicht traut, seine Meinung zu sagen und weitreichende Konsequenzen zu erwarten hat.
Von der Politik ist nichts zu erwarten, geschweige denn kann sie zu einer Lösung führen, denn sie selbst ist das grundlegende Problem. Daher müssen wir Bürger aufstehen und klar zu verstehen geben, dass all dies nicht in unserem Namen geschieht.
Die sogenannte “Staatsräson” ist eine fixe, unmoralische Idee, die von der Politik wie der heilige Gral vor sich hergetragen wird. Sie soll suggerieren, dass die eigene Schuld am Holocaust durch blinde Unterstützung Israels abgearbeitet werden kann. Das ist schlichtweg falsch.
Zur Staatsräson möchte ich hier aber nur zwei Punkte sagen:
1. Sie ist eine Idee ohne jegliches juristische Fundament. Dennoch werden basierend auf dieser “Erfindung” politische Beschlüsse gefasst, die weitreichende Folgen haben und dem tatsächlich existierenden Völkerrecht völlig zuwiderlaufen.
2. Laut einer Studie sind rund 70% der Bevölkerung nicht mit dem Vorgehen Israels in Gaza und der unkritischen Haltung Deutschlands gegenüber Israel einverstanden.Wenn die eindeutige Mehrheit des Volkes die Idee der Staatsräson nicht teilt, ist der Begriff auch semantisch völlig falsch - vielmehr handelt es sich dann um eine “Regierungsräson”, die dem Volk aufoktroyiert wird. Auch der zweite Teil des Wortes ist völlig falsch, denn mit Räson, also Verstand, Rationalität bzw. Verständnis, hat die sog. “Staatsräson” nichts zu tun.
Es ist an der Zeit, dass die Bevölkerung aufsteht und klar und deutlich ihren Unmut über die politische Positionierung durch die Regierenden zum Ausdruck bringt! Mit seinen Bemühungen, von Israel akzeptiert und geachtet zu werden, macht sich Deutschland immer mehr zum Pariastaat unter den restlichen Staaten. Gemeinsam mit Israel verhandelt Deutschland zwar über das Schicksal der Palästinenser, jedoch nicht mit ihnen - solange die Palästinenser aber nicht wie Subjekte, sondern blosse Objekte, über deren Schicksal andere entscheiden, behandelt werden, ist kein Frieden möglich.
Ohne Gerechtigkeit ist kein wirklicher Frieden denkbar. Um diese herzustellen, müssen die Dinge beim Namen genannt werden und es müssen entsprechende Maßnahmen eingeleitet werden. Es steht doch aber außer Frage, dass ein Genozid niemals eine solche Maßnahme darstellen kann.
Ja, der 07.10.23 war ein schreckliches Massaker - das kann doch aber niemals Rechtfertigung für einen Völkermord darstellen. Wer geschockt ist über den 07.10., das Vorgehen Israels in Gaza aber für richtig hält, dem kaufe ich seine Empathie für die Opfer des 07.10. auch nicht ab. Vielmehr wird der 07.10. zur Rechtfertigung bereits bestehender anti-palästinensischer Ressentiments missbraucht. Genausowenig kann der Holocaust als Argument für eine völkerrechtswidrige Politik und Völkermord herhalten! Ein Völkermord kann doch kein Freibrief für den nächsten sein!
Wer die wirklichen Lehren aus dem Holocaust gezogen hat, muss sich gegen jegliches Leid aussprechen. “Nie wieder” heisst “Nie wieder für alle und überall!”
Eine weitere Lehre aus dem Holocaust sollte sein, dass man für seine eigenen Ideologien niemals so weit gehen würde, die Grundrechte Anderer ausser Kraft zu setzen. Die Einseitigkeit der deutschen Politiker und das brutale Vorgehen der Polizei (v.a. in Berlin) gegen pro-palästinensische Unterstützer sind einer Demokratie unwürdig. Genauso die schwachsinnige Resolution, die angeblich dem Schutz jüdischen Lebens dienen soll - das Gegenteil wird jedoch damit bewirkt. Das Vorgehen der politischen Ebene und ihrer sog. Antisemtismusbeauftragten ist in höchstem Maße antijüdisch! Das Judentum war immer schon eine dynamische Religion, die keinem vorgegebenen Dogma folgt. - Ein kurzer Blick in den Talmud reicht, um zu sehen, dass Diskussion und Dissent die Basis für eine stetige Weiterentwicklung des Judentums sind.
Die Welt hat Deutschland den Holocaust verziehen. Doch Deutschland hat nicht gelernt. Namibia, Auschwitz und jetzt Gaza - das ist ein wiederkehrendes Muster. Es war ein Fehler, Deutschland diesen Vertrauensvorschuss zu geben - einen weiteren Genozid wird die Welt nicht mehr verzeihen. Und jeder Bürger wird die Konsequenzen aus der pro-israelischen und damit genozidunterstützenden Haltung der deutschen politischen Ebene zu spüren bekommen.
Daher ist es umso wichtiger, dass wir alle uns gegen diese Politik aussprechen, wo es nur möglich ist!