B. Michael/Haaretz: Ja, Breaking the Silence, erzähl es der Welt!

Es ist nicht nötig, die Israelis über die Sünden der Besatzung zu informieren. Sie wissen es schon. Es ist überflüssig sie zu zwingen etwas zu wissen, was sie ohnehin wissen. Es langweilt sie nur. Aber es gibt einen sehr guten Grund unsere abscheulichen Taten den Nationen der Welt zur Kenntnis zu bringen.

Die Dean Issacharoff-Story ist vorüber, und den Kritikern von Breaking the Silence ist nur noch eine verärgerte Klage geblieben: "Warum erzählt ihr es der Welt?  Warum wascht ihr die schmutzige Wäsche in der Öffentlichkeit? Sprecht zu uns! Hier in Israel. Zur israelischen Öffentlichkeit."

Es braucht schon ein bißchen Naivität oder Scheinheiligkeit, von den Mitgliedern von Breaking the Silence zu verlangen, damit aufzuhören unsere schmutzigen Unterhosen auswärts zu waschen und nur der israelischen Zuhörerschaft von ihren Taten in den Kolonialgebieten zu erzählen. Die bittere Wahrheit ist, dass dafür kein Bedarf besteht. Die Israelis wissen Bescheid. Sie wissen alles. Manchmal wissen sie sogar mehr als die Mitglieder von Breaking the Silence selber. Aus ihrer Erfahrung, vom Reservedienst, aus Geschichten ihrer Freunde, vom Tratsch, von der Lust, mit der sie (oder die Leute um sie herum) Rowdygeschichten austauschen, von dem, was sie auf ihren Fahrten durch die besetzten Gebiete sehen.

Sie wissen. Sie möchten nur nicht wissen. Sie fahren sozusagen aus der Haut, um nicht zu wissen. Schweisstropfen brechen auf ihrer Stirn aus vom intensiven Bemühen nicht zu wissen. Zu ignorieren, zu unterdrücken, zu leugnen, zu rechtfertigen. Die Israelis haben das System nicht erfunden. Es ist genauso wie bei Kolonialfrankreich, bei Belgien und seinen Kolonien, bei den Niederlanden und ihren Eroberungen, bei England und seinem Empire und ja, auch bei Deutschland und seinem geraubten Lebensraum. Jeder wußte und strengte sich an nicht zu wissen.

Nichts macht diese freiwilligen Ignoranten wütender und empört sie mehr als eine besessene Nervensäge, die sie zwingen möchte zu wissen. Die ihnen Zeugenaussagen, Fakten, Dokumente, Fotos und Filme präsentiert; die darauf besteht den Frieden ihrer reinigenden Ignoranz zu stören und einen Scheinwerfer auf die Dunkelheit ihrer seligen Blindheit zu richten. Für sie ist sie die schlimmste ihrer Feinde.

Der Fall Elor Azaria, der um ihn tanzende Mob und die seinen Arsch leckende Schar der kriecherischen  Funktionäre bezeugen das. Noch mehr möchten ihren Helden erretten, sie lechzen danach das lästige Stückchen Realität, das sich mit Macht in ihren Blick drängt, zu verdecken.

Ich habe unzählige Male mit eigenen Augen gesehen, was geschieht, wenn du einen "uninformierten" Israel informieren willst. Sein Blick wird glasig, seine Pupillen suchen Hilfe, und du kannst tatsächlich hören, wie die Worte bei einem Ohr hineingehen und beim andern hinausfliehen. Wie jeder weiss, soll die Stimme mit Schallgeschwindigkeit reisen. Zwischen den beiden Ohren eines Menschen, der der Information ausweicht, bewegt sich der Schall mit Lichtgeschwindigkeit.

So besteht keine Notwendigkeit die Israels zu informieren. Sie wissen schon. Und es ist überflüssig sie zu zwingen zu wissen, was sie ohnehin wissen. Es langweilt sie nur.

Andererseits gibt es einen sehr guten Grund, unsere Greueltaten den Nationen der Welt zur Kenntnis zu bringen. Denn bei ihnen, bei diesen Nationen, liegt die einzige (schwache) Hoffnung Israel aus seinen eigenen Klauen zu befreien.

Unsere Rettung wird von woanders her kommen – und nur von einer Welt, die Israel bei den Haaren packt und aus dem Treibsand zieht, in den es einsinkt.

Um die Welt aus ihrer Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Juden aufzuwecken, ist es wichtig, dass sie genau und im Detail weiss, was hier in ihrer Abwesenheit geschieht. Deshalb soll sich Breaking the Silence gerade an die internationale Gemeinschaft richten. Und ebenso B'Tselem, die Vereinigung für zivile Rechte in Israel, das Öffentliche Komitee gegen Folter in Israel und all die andern, die sich in diesem heiligen Werk engagieren. Vielleicht wird dank ihnen und allen, die ihnen zuhören, Rettung kommen, um uns von der Westbank zu erlösen.

Möchten sich doch mehr und mehr Leute Breaking the Silence anschließen – Leute von der Zivilverwaltung, den Militärgerichten, dem Innnenministerium, dem Justizministerium, vom Shin Beth, dem Gefängnisdienst und allen anderen Besatzungsbehörden, den Rowdystreitkräften und den Bewahrern der rassischen Reinheit.

Vielleicht werden sich noch ein paar Schweigenbrecher (breakers of silence) vom Büro des Staatsanwalts und der israelischen Polizei anschließen, ein paar, die es wagen, das Gesetz "des Schweigenbewahrens " zu brechen, das die Vandalen und Spitzbuben, die hier an der Macht sind, diese Woche über ihre Häupter gebracht haben.

Quelle: https://www.haaretz.com/opinion/.premium-1.825773

Übersetzung: K. Nebauer

Leserbrief an die Süddeutsche Zeitung: "Gegen das Vergessen", Jakob Wetzel, 10.11.2017

Es ist sehr zu begrüßen, dass München sich seiner schlimmsten Geschichte stellt. Dies ist insbesondere in einer Zeit wichtig, in der wieder eine rechte Partei Erfolge verbucht und Geflüchtete bei uns Schutz und Asyl suchen. Aber heißt das, dass wir unsere Augen vor dem Unrecht, das heute stattfindet -  z.B. im Nahen Osten - verschließen und nicht darüber in städtischen Räumen diskutieren dürfen? Ist die Lehre aus dem Holocaust nicht eher die, dass wir niemals und nirgendwo zu Menschenrechtsverletzungen schweigen dürfen? Man kann das Unrecht an den Juden nicht mit Unrecht an den Palästinensern wiedergutmachen. 

 

Israel lässt sich von US-Anwaltskanzlei im Kampf gegen BDS-Aktivisten in Europa und Nordamerika helfen

Chaim Levinson und Barak Ravid (Ha’aretz“ 25.10.2017)

Die Regierung lässt sich nach Dokumenten, die Ha'aretz zugänglich sind, heimlich von einer US-amerikanischen Anwaltskanzlei im Kampf gegen BDS (Boykott, Investitionsentzug und Sanktionen) in Europa, Nordamerika und andernorts helfen.

Die Regierung hat die Kanzlei Sidley Austin beauftragt, rechtliche Möglichkeiten vorzubereiten und Gerichtsverfahren abzuwickeln. Das Justizministerium und das Ministerium für Strategische Angelegenheiten haben es abgelehnt, die Natur dieser Aktivitäten offenzulegen, für die der Staat im Lauf der letzten zwei Jahre viele hunderttausend Dollar gezahlt hat. Die Ministerien bezeichnen die Aktivitäten als „diplomatisch extrem sensibel".

Vor etwa zwei Jahren verpflichtete das Sicherheitskabinett das Ministerium für Strategische Angelegenheiten zur Koordinierung des Kampfes gegen „Delegitimierung" und bestimmte größere Mittel für diese Bemühungen. Das Ministerium für Strategische Angelegenheiten überweist einen Teil des Geldes über das Außenministerium an verschiedenen Orten weltweit und einen anderen Teil an jüdische Organisationen im Ausland für Öffentlichkeitsarbeit an Campussen und anderen Orten.

Aber auch das Ministerium für Strategische Angelegenheiten operiert in dieser Sache auf eine Art, die es nicht öffentlich bekannt gemacht hat. In der Vergangenheit hat der Generaldirektor des Ministeriums Sima Vaknin der Knesset mitgeteilt, dass es damit befasst sei „geheimdienstliche Informationen zusammenzutragen und anzugreifen" (gathering intelligence and attacking).

Im Laufe des letzten Jahres hat Anwalt Itay Mack Regierungsministerien gebeten, im Namen von Menschenrechtsaktivisten Informationen über alle mit ausländischen Organisationen unterzeichneten Vereinbarungen einzuziehen, die an Anti-BDS-Aktivitäten beteiligt sind. Das Außenministerium sagte, es hätte keine solchen vertraglichen Verpflichtungen, aber das Justizministerium stellte zensierte Dokumente zur Verfügung.

Die Dokumente zeigen, dass die Abteilung für Sonderaufgaben im Büro des Staatsanwalts, die – in Zusammenarbeit mit dem Minsterium für Strategische Angelegenheiten – für Angelegenheiten der nationalen Sicherheit zuständig ist, Anfang 2013 öffentliche Ausschreibungen für internationale Anwaltskanzleien gemacht hatte. Und zwar für „Vorbereitung von Dokumenten und rechtlichen Möglichkeiten sowie die Abwicklung von Gerichtsverfahren (Rechtsstreitigkeiten oder Prozessvertretung), soweit es für die Bekämpfung des BDS-Phänomens erforderlich ist, insbesondere hinsichtlich Aufrufen und Initiativen zur Verhängung von Boykott und Sanktionen gegen israelische Unternehmen und Betriebe sowie gegen ausländische Unternehmen, die in Israel geschäftlich tätig sind".

Die detaillierte Beschreibung der Dienstleistungen war aus dem Dokument gestrichen worden. Das Justizministerium sagte, die Details würden noch überarbeitet, da ihre Veröffentlichung „den Auslandsbeziehungen des Landes schaden und die Fähigkeit dieser Institutionen, die erbetenen Dienstleistungen zu erbringen, beeinträchtigen könnte".

Im Februar 2016 schloss das Justizministerium einen Vertrag mit einer Anwaltskanzlei ab, im Mai bat dann das Ministerium, die Kanzlei zu wechseln, da man festgestellt hatte, dass die ursprüngliche Kanzlei möglicherweise in einem Interessenskonflikt war.

Daraufhin wurde mit einer anderen Kanzlei ein Vertrag über 290.000 Euro mit der Option geschlossen, den Betrag um weitere 200.000 Euro für zusätzliche Tätigkeiten zu erhöhen. Eine weitere Ergänzung des ursprünglichen Vertrags wurde später genehmigt, dieses Mal für weitere 437.000 Euro, was einen totalen Auftragswert von 925.000 Euro bzw. 4 Millionen Schekel oder 1 Million US-Dollar macht.

Das Ausschreibungskomitee entschied, die Verträge wegen der Sensibilität der Angelegenheit für die israelischen Außenbeziehungen nicht über das „Manof“-Regierungssystem zu veröffentlichen.

Die Heimlichtuerei rund um diese Verträge erweckt den Verdacht, dass die Tätigkeit nicht nur mit rechtlichen Optionen zu tun hat, sondern auch mit Gerichtsverfahren gegen BDS-Unterstützer. Israel möchte aber nicht, dass bekannt wird, dass es hinter solchen Aktionen steht, um zu vermeiden, dass es  so aussieht, als mische es sich in die internen Angelegenheiten anderer Länder ein.

„Es besteht hier die Gefahr, dass Israel mit der Geheimhaltung der Anti-BDS-Aktivitäten in der Welt auf Glatteis gerät", sagte Mack gegenüber Ha'aretz. „Es ist zutiefst beunruhgend, dass militärische Technologie von hohen Beamten im Ministerium für Strategische Angelegenheiten im Kampf gegen Zivilisten im Ausland, die den Staat Israel kritisieren, eingesetzt wird."

„So wie es für Israel schwierig ist die Besatzung zu verkaufen, hatte das Regime von Südafrika Probleme, damit die Apartheid zu verkaufen", sagt er. „Pretoria setzte eine geheime Operation zur Desinformation und Verfolgung von Anti-Apartheid-Aktivisten in Gang, deren Aufdeckung zur Entlassung des Premierministers und zur Eröffnung strafrechtlicher Ermittlungen und eines Zivilprozesses in den USA führte. Wir hoffen, dass der Staat Israel die Geheimhaltung nicht benutzt, um die Grenzen zum Kriminellen zu überschreiten."

Das Geld wird als Budget für internationale Verträge ausgegeben. Der Bericht des Justizministeriums zeigt, dass die Regierung im März 2016 ohne eine öffentliche Ausschreibung einen Vertrag mit Sidley Austin für Beratungsdienste abschloss. In der ersten Hälfte von 2017 erhielt die Kanzlei $219.000. Keine andere Anwaltskanzlei wurde bisher im Rahmen desselben Budgets bezahlt.

Sidley Austin reagierte nicht auf Anfragen, ob (die Kanzlei) für die israelische Regierung arbeitet.

Sidley Austin ist eine der größten amerikanischen Anwaltskanzleien und beschäftigt 1.900 Anwälte. Es ist die Kanzlei, in der eine junge Anwältin, Michelle Robinson, einen Praktikanten namens Barack Obama traf. Die Kanzlei hat vier Büros in Europa: in Brüssel, London, München und Genf.

Quelle: www.haaretz.com/israel-news/.premium-1.818939

Übersetzung: K. Nebauer

 

Gideon Levy: Recht und Pflicht der Palästinenser zum Widerstand.

Stellt Euch vor, Ihr seid die Palästinenser. Vielleicht Einwohner von Ost-Jerusalem. Siebenundvierzig schwierige Jahre liegen hinter Euch; vor Euch liegt eine große, bedrückende Dunkelheit. Die israelische Tyrannei, die Euch ein böses Schicksal bereitet, erklärt arrogant, dass alles immer so bleiben wird. Eure Stadt werde "für immer und ewig" unter Besatzung bleiben. Der Verteidigungsminister, der zweitwichtigste Mann in der Regierung, die Euch unterdrückt, sagt, ein palästinensischer Staat werde niemals errichtet werden. 

Stell Dir vor, Du bist Palästinenser und Deine Kinder sind in Gefahr. Vor zwei Tagen haben Besatzungskräfte ein anderes Kind getötet, weil es "eine Brandbombe gezündet" hätte. Die Worte "Tod den Arabern" sind in der Nähe Deines Hauses gesprayt. Wo Du auch hingehst, darf ein Grenzpolizist auf Dich schießen. Jede Nacht können sie in Dein Heim brutal einfallen. Du wirst niemals als menschliches Wesen behandelt. Sie werden Dich fertig machen, demütigen, einschüchtern, vielleicht sogar Dich inhaftieren, möglicherweise ohne Gerichtsverfahren.

Es gibt nahezu 500 Gefangene in Administrativhaft, eine Rekordzahl in den letzten Jahren. Wenn einer Deiner Lieben inhaftiert ist, wirst Du immer Schwierigkeiten haben, wenn Du ihn besuchen willst. Wenn Dir das gelingt, wirst Du eine halbe Stunde für ein Gespräch hinter einem Glasfenster bekommen. Wenn Dein Angehöriger in Administrativhaft ist, wirst Du nie wissen, wann er freigelassen wird. Aber das sind Kleinigkeiten, an die Du Dich bereits allzu lange gewöhnt hast.

Vielleicht hast Du Dich auch schon an den Landraub gewöhnt. Jederzeit kann ein Siedler auf Deinen Grund und Boden kommen, Deine Plantage niederbrennen oder Deine Felder in Brand setzen. Dafür wird er nicht vor Gericht kommen; die Soldaten, die Dich angeblich schützen sollen, werden tatenlos zusehen. Jeden Moment kann ein Befehl für den Abriss (Deines Hauses, Ü.) oder für eine willkürliche Zwangsräumung auftauchen. Und es gibt nichts, was Du machen kannst.

Stellt Euch vor, Ihr seid Palästinenser. Ihr könnt Gaza nicht verlassen, und es ist auch nicht leicht die Westbank zu verlassen. Der Strand, weniger als eine Autostunde von Deinem Haus in der Westbank entfernt, liegt hinter dunklen Bergen. Ein Israeli kann viel leichter nach Feuerland zwischen Argentinien und Chile reisen als Du an den Strand von Ajami.    

Es gibt keine Träume, keine Wünsche. Deine Kinder haben nur eine geringe Chance im Leben etwas zu erreichen, selbst wenn sie auf die Universität gehen. Alles, was sie erwarten können, ist ein Leben in Demütigung und Arbeitslosigkeit. 

Es besteht keine Chance, dass sich diese Situation jemals rasch ändern wird. Israel ist stark, es hat die USA in die Tasche gesteckt, Eure Führung ist schwach (die Palästinensische Autonomiebehörde) und isoliert (Hamas), und die Welt verliert das Interesse an Eurem Schicksal. Und was macht Ihr?

Es gibt zwei Möglichkeiten. Die erste ist zu akzeptieren, Ihr könnt Eingaben machen, aufgeben. Die zweite ist Widerstand zu leisten. Wer wurde mehr respektiert in der Geschichte? Jene, die ihre Tage in der Besatzung verbrachten, und mit ihr kollaborierten, oder jene, die für ihre Freiheit kämpften?

Stell Dir vor, Du bist Palästinenser. Du hast jedes Recht Widerstand zu leisten. Das ist in der Tat Eure zivile Pflicht. Da gibt es keine Diskussion. Das Recht eines besetzten Volkes gegen die Besatzung Widerstand zu leisten, ist im Naturrecht sicher gestellt, in den Moralvorstellungen der Geschichte, und im Völkerrecht. 

Die einzige Einschränkung besteht für die Mittel zum Widerstand. Die Palästinenser haben fast alles davon versucht, zum Besseren oder zum Schlechteren – Verhandlungen und Terror; mit Karotte und Stock; mit Steinen und mit Bomben; mit Demonstrationen und Selbstmord. Alles vergeblich. Sollen sie verzweifeln und aufgeben? Das ist in der Geschichte nie geschehen, also werden sie weitermachen. Manchmal werden sie legitime Mittel einsetzten, manchmal schlechte. Es ist ihr Recht auf Widerstand.

Jetzt leisten sie Widerstand in Jerusalem. Sie mögen die israelische Herrschaft nicht, oder Menschen, die ihre Kinder lebendig verbrennen. Sie mögen keine bewaffneten Siedler, die mitten in der Nacht unter dem Schutz des israelischen Rechts in ihre Wohnungen eindringen und sie aus der Wohnung werfen. Sie mögen keine Stadtverwaltung, die Dienstleistungen nach nationaler Zugehörigkeit gewährt, oder Richter, die über ihre Kinder entsprechend ihrer Herkunft Urteile fällen. Sie werden verrückt, wenn das Haus eines jüdischen Terroristen nicht zerstört wird, während das Haus eines Palästinensers niedergerissen wird. 

Sie möchten nicht, dass Israel sie immer weiter tyrannisiert, also leisten sie Widerstand. Sie schleudern Steine und Brandbomben. So sieht Widerstand eben aus. Manchmal handeln sie mörderisch, aber sogar das ist nicht so schlimm wie die zur Gewohnheit gewordene Gewalt ihrer Besatzer.

Es ist ihr Recht, es ist ihre Pflicht.

Quelle: www.informationclearinghouse.info/47967.htm , 7.10. 2017, originally published by Haaretz

Übersetzung: K. Nebauer

Schreiben an die Redaktion der Süddeutschen Zeitung zu den Beiträgen "Ausgewogen oder antisemitisch. Tagung zum Nahost-Konflikt" vom 21.04.17 und "Umstrittener Gast im Gasteig" vom 26.05.17

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Berichterstattung Ihrer Journalisten in der SZ zu den Veranstaltungen, die den israelisch-palästinensischen Konflikt betreffen, war sehr parteiisch. Man muss also annehmen, dass die Autoren sehr einseitig informiert wurden.

Mir ist bekannt, dass viele Leserbriefe bei Ihnen eingegangen sind. Bis heute ist kein einziger Leserbrief veröffentlicht worden. Ich halte dies für sehr bedenklich. Wenn Leser und Betroffene nicht die Möglichkeit haben, voreingenommene Journalisten zu widersprechen, dann werden die Presse- und Meinungsfreiheit untergraben und die Öffentlichkeit manipuliert.

Mit freundlichen Grüßen

Judith Bernstein

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Freunde Israels, boykottiert diesen Staat! Gegen die israelische Politik der Apartheid aufzubegehren, ist nicht antisemitisch, sondern stellt die höchste Form der Loyalität dar.

Gastbeitrag von Daniel Boyarin, Frankfurter Rundschau, 20. März 2017

Seit ich hier in Deutschland bin, im ersten Jahr als „Fellow“ am Max-Weber-Kolleg und jetzt als Humboldt-Preisträger an der FU Berlin, ist mir folgendes bewusst geworden: Mehr noch als in den USA, werden die Unterstützer der „BDS“-Kampagne (Boycott, Divestment, Sanctions – Boykott, Desinvestitionen, Sanktionen) in Deutschland zu Antisemiten gestempelt, und ihr Vorgehen wird mit dem berüchtigten NS-Boykott jüdischer Geschäfte in den 1930er Jahren verglichen, um nicht zu sagen gleichgesetzt.

Ich bitte um Differenzierung.

Erlauben Sie mir, mich kurz vorzustellen. Ich bin Taubmann-Professor für Talmudische Kultur an der Universität von Kalifornien in Berkeley. Ich habe mein Leben dem Studium und der Lehre der jüdischen Klassiker verschrieben, sowohl in meiner Position an der Universität als auch mit Auftritten in Synagogen und anderen öffentlichen Orten. Nichts Jüdisches ist mir fremd, obwohl ich intellektuell und moralisch einer Reihe von Aspekten des historischen und zeitgenössischen Judentums kritisch gegenüberstehe, genau wie dem politischen und moralischen Verhalten des Staates Israel in der heutigen Zeit.

Vielleicht lässt diese kritische Haltung mich in den Augen mancher Deutscher als Antisemit dastehen – aber doch nicht, so hoffe und vertraue ich, in den Augen der meisten.

Das besagte Verhalten Israels hat in der jüngsten Zeit so ungeheuerliche Ausmaße angenommen, dass ich mich zu deutlich vernehmbarem Protest veranlasst sehe – Protest um der Gerechtigkeit willen, und zwar jener Gerechtigkeit, die zu verfolgen mich die Torah auffordert.

In der Tat hat mich die Zerschlagung der Rechte beider palästinensischer Bevölkerungsteile – der „arabischen“ Bürger Israels und der Bewohner der von Israel besetzten Palästinensergebiete – davon überzeugt: Ein machtvoller, aber nicht gewaltsamer Widerstand tut Not. Ausgerufen wird er von überall auf der Welt, von den Palästinensern selbst, von moralisch wachsamen Beobachtern außerhalb der beteiligten Bevölkerungsgruppen und nicht zuletzt – ja, keinesfalls zuletzt – von Juden innerhalb wie außerhalb Israels, denen zutiefst am Schicksal des jüdischen Volks und seinem moralischen Ansehen in der Welt liegt.

Wir können ebensowenig stillsitzen und das autoritäre, rassistische und militaristische Verhalten dieser Regierung zulassen, die uns zu repräsentieren beansprucht, wie Deutsche guten Willens untätig dabeisitzen können, wo die AfD nach der Macht greift, wo ihr unterdrückerisches, gewalttätiges Treiben gegen Flüchtlinge und andere sogenannte Nicht-Deutsche in Deutschland anhebt.

Dagegen aufzubegehren, ist keine Illoyalität gegenüber dem eigenen Volk, sondern vielmehr die höchste Form von Loyalität. Ich bin um keinen Deut mehr ein Antisemit, als ein deutscher AfD-Gegendemonstrant ein Volksverräter ist.

An diesem Punkt angelangt und aus dieser Warte betrachtet, erscheint wirtschaftlicher Druck als effektivste Form der Einflussnahme auf den unterdrückerischen, gewalttätigen Staat Israel. Ein solches Vorgehen ist moralisch und politisch analog zu den Boykotten gegen das Apartheid-Regime in Südafrika, die zu dessen Ende beigetragen haben.

Am Bündnis der Unterstützer eines solchen Boykotts gegen das Apartheid-Regime in Israel beteiligen sich viele, die weder Palästinenser noch Juden sind. In ihrer weit überwiegenden Mehrheit handelt es sich um Menschen guten Willens, die an vielen Fronten für Gerechtigkeit kämpfen – die Gerechtigkeit für das palästinensische Volk eingeschlossen.

Dieser Kampf um keinen Deut mehr ein antisemitischer Kampf, als der Boykott gegen Südafrika ein anti-holländischer war oder als Boykotte gegen das kommunistische China oder Putins Russland für einen anti-asiatischen oder antislawischen Rassismus stehen.

Bitte, ihr Deutschen, denkt darüber nach! Wie erweist ihr euch als wahre Freunde des jüdischen Volkes? Etwa, indem ihr unsere AfD unterstützt? Oder indem ihr die gelten lasst und unterstützt, die für eine demokratische und gerechte Zukunft kämpfen? Eine Zukunft für die Juden und für die Palästinenser in Palästina.

Aus dem Englischen von Joachim Frank.

Honor Edward Said’s legacy by supporting BDS

September 25, 2016 marked the thirteenth anniversary of the passing of Professor Edward Said, one of the most influential intellectuals of the twentieth century, and a political icon for anyone invested in the Question of Palestine.  And as happens with many historical icons, Said’s legacy is causing a tug-of-war between “liberal Zionists” on the one hand, and the thousands of anti-Zionist critics and BDS activists his radical scholarship and political engagement have spawned.

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Don't call us 'Israeli Arabs': Palestinians in Israel speak out

When Israel’s founding fathers removed by force the native Palestinian Arab population living where they intended to establish their state, they murdered or displaced more than 80% of that population.

This act of ethnic cleansing — to borrow one of Benjamin Netanyahu’s newly found phrases  — was given a name in Arabic: the Nakba, or catastrophe. The Palestinian Muslims, Druze and Christians who remained in what became Israel have been, and are today, approximately 20% of the population. These are indigenous Palestinians and their descendants, who have had Israeli citizenship imposed upon them.

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Over 70 American intellectuals call for 'targeted boycott' of Israeli settlements

Over 70 American intellectuals and academics have published an open letter calling for a "targeted boycott" of all Israeli settlements in the West Bank, as well as of goods and services from the settlements,

The signatories of the letter, which was published in the New York Review of Books, included academics Bernard Avishai, Michael Walzer, Peter Brooks and Deborah Dash Moore, author and journalist Adam Hochschild and Haaretz columnist Peter Beinart.

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Was ich wirklich gesagt habe. Amira Hass, Haaretz, 19.12.2015

Der Beitrag ist eine Antwort auf Berichte, die die Autorin fälschlich zitierten. Übersetzung aus dem Hebräischen von Judith Bernstein. 

Ich muss Sie warnen". Amira Hass ist Zionistin schrieb vor zwei Monaten eine pro-palästinensische Aktivistin in Südafrika über mich. Als sie den Raum verließ, waren ihre Augen schon zornig, weil ich in meinem Gespräch mit ihr und ihren Kollegen etwas jenseits des Üblichen gesagt hatte. Zum Beispiel hatte ich mich nicht zugunsten der magischen Einstaatlösung ausgesprochen oder die Kriege gegen Gaza als Völkermord definiert. 

 

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'Sayed Kashua, why don't you boycott yourself?'

While flying all over the place, he meets charming people - and some terrible folks. But the kids are alright.

By Sayed Kashua | Nov. 7, 2015 | 12:57 PM, Haaretz.com

One week, and I can’t remember how many flights I took. Champaign, Chicago, Seattle, Omaha, Northbrook, Palo Alto and from there, home. I don’t drink on planes anymore, even though my fear of flying hasn’t abated. Laptop in separate container, remove shoes and belt, make sure pockets are empty, put toiletry articles in the special sealed packet, hold hands up in the glass booth  do you see me naked? Not that I care.

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Hundreds of British academics sign letter vowing to boycott Israel

In a full-page ad due to be published in the Guardian newspaper on Tuesday, the academics accuse Israel of illegal occupation, human rights violations and resisting a settlement.

By Haaretz | Oct. 26, 2015 | 

A letter in support of the Palestinian cause signed by 343 British academics is due to be published as a full page advert in the Guardian newspaper on Tuesday.Reporting on the letter, the Jewish Chronicle said that the signatories come from 72 institutions, including the prestigious Oxford and Cambridge universities.

"As scholars associated with British universities, we are deeply disturbed by Israel's illegal occupation of Palestinian land, the intolerable human rights violations that it inflicts on all sections of the Palestinian people and its apparent determination to resist any feasible settlement," the academics write in the letter.

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If Sayed Kashua were in Jerusalem.....

He would want to cry out but would make do with silence; he would want to demonstrate but would lock himself in the house. Anyway, what could he possibly do?

By Sayed Kashua | Oct. 22, 2015 | 1:13 PM

I have two sources of consolation these days. The first is that I am here, and the second is the clips I’ve been watching on my cell phone that I stumbled across this week when I searched for “good people.” I watch the clips of these good people nonstop; they sometimes appear as “life’s true heroes”: people who stop cars to help old people cross the street; a young man who gives a homeless person a banana and a hug; someone who sees a child shivering with cold at a bus stop and wraps him up in his coat. I watch the clips and cry until I fall asleep.

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Sz vom 13.8.2015, Seite 22 FORUM – „Israel und Iran“

Die eigene Rolle gefunden

Endlich hat der Westen, und vor allem die deutsche Diplomatie, zu ihrer Rolle gefunden. Nach dem Abkommen mit Iran wäre zu wünschen, dass sich der Westen jetzt dem israelisch-palästinensischen Konflikt widmet. Nicht von Iran, sondern von der eigenen Politik geht die Gefahr für Israel aus. Deshalb sollte man auch hier nicht auf die Einwände der israelischen Regierung eingehen, sondern dafür sorgen, dass die Palästinenser in der Westbank, im Gazastreifen und in Israel dieselben Rechte wie die jüdischen Israelis erhalten. Damit könnte sich auch Israel wieder vor dem eigenen Niedergang schützen.

Judith Bernstein, München