Rede auf der Kundgebung “For a just peace in Palestine/Israel - protect civilians, stop arms exports”, München, 20.12.2024
Repressionen im Land des angeblichen "Nie Wieder"
Seit mehr als einem Jahr gehen wir friedlich auf die Straße, um einen
Waffenstillstand und ein Ende der Massaker zu fordern. Den Vorwurf
Südafrikas, dass es sich bei diesem Vernichtungskrieg nicht nur um
Massaker, sondern um einen Genozid handele, bezeichnete der IGH als
plausibel. Minister der sogennanten Staatsräson haben ihre
Genozidabsichten bekanntlich öffentlich geäußert.
Von Deutschland, dem Land, das mehr als ein halbes Jahrhundert Vergangenheitsbewältigung betrieben hat, und sich “NIE WIEDER” auf die Fahne geschrieben hat, hätte ich erwartet, dass das “NIE WIEDER” für ALLE gilt. Was wir jedoch erleben, ist das genaue GEGENTEIL. Es scheint nur für die White Men Supremacy und für westliche Kolonialstaaten zu gelten.
So wie es kürzlich Herr Dobrint äußerte, sei der IStGH nicht für “Demokratien” zuständig, während er sich stolz mit Netanyahu ablichten ließ und somit demonstrativ dem Völkerrecht endgültig den Rücken kehrte.
Deutschland unterstützt, wie sonst kein anderes Land (außer USA natürlich), aktiv diesen Völkermord und liefert ununterbrochen den Sprengstoff, mit dem Kinder in Gaza und im Libanon zerfetzt werden.
Zudem hat es sich als einziger Staat als sog. Drittpartei vor dem IGH dem des Genozids angeklagten Staat angeschlossen. So wird aus “nie wieder” ein “Deutschland kann es wieder”.
Dem nicht genug - während Kinder und Frauen tagtäglich massakriert werden, während ein Genozid vor laufenden Kameras stattfindet, “jagen” diese Regierung und die Medien, angetrieben von offensichtlich prozionistischen Politikern wie Frau Faeser, Pappkartons mit der Aufschrift “From the River to the Sea, Palestine will be free”.
Ich frage euch, worin besteht tatsächlich eine Gefahr für die Menschlichkeit - in Slogans, in welche Frau Fäser und ihre Komplizen Vernichtungsaufrufe frei hineininterpretieren, oder in dem Morden, das seit 440 Tage, auch mit deutschen Waffen, stattfindet, und in der Aushungerung einer Bevölkerung?
Wodurch sind Menschenleben gefährdet? Durch Slogans auf Pappkartons, die Freiheit für Menschen in einem geografischen Gebiet wünschen oder durch die Genehmigung von Waffenexporten an Faschisten einer Regierung, die andere Menschen als „menschliche Tiere“ bezeichnen und deren Auslöschung fordern?
Die Liste der Repressionen gegen all jene, die ihre Stimme für das palästinensische Volk und gegen die kolonialistische, rassistische, zionistische Ideologie erheben, ist lang. Diffamierung in Medien als Judenhasser, Kriminalisierung, Hausdurchsuchungen sowie konstruierte Strafanzeigen dienen lediglich dazu, diese Stimmen einzuschüchtern und zum Schweigen zu bringen.
Politische Ziele durch Einschüchterung (lat. „terrorem“) zu erreichen, ist im wahrsten Sinne des Wortes Terror!
Wir als Jüdisch-Palästinensische-Dialoggruppe-München (JPDGM), sowie unsere Mitstreiter, bekamen dies vielfach in den letzten Jahren zu spüren. Saalanmietungen für Vorträge renommierter Professoren (wie Ilan Pappé) kurz vor dem Auftritt seitens städtischer Organe zu kündigen, ist nur ein Beispiel für gescheiterte Repressionen durch die Stadt München.
Bekanntlich versuchten diverse Politiker inkl. unserem Bürgermeister, offensichtlich ebenso getrieben von einer zionistischen Lobby, Konzerte berühmter Künstler wie Roger Waters zu verbieten, weil diese „Equality for all“ religionsunabhängig fordern. Die eindeutige und einseitige Beflaggung des Rathauses sagt alles über diesen Stadtrat.
Auch wenn die Exekutive derzeit zunehmend von Politikern für ihre Agenda zu Einschüchterungsversuchen missbraucht wird, zeigt unsere Demokratie Standhaftigkeit. Die Judikative setzt diesen Politikern Grenzen und Repressionsversuche sowie damit verbundene Anschuldigungen scheitern kläglich vor Gericht. Die Liste der gewonnenen Verfahren und ergangenen einstweiligen Verfügungen gegen Versuche, Pro-Palästina-Stimmen zum Schweigen zu bringen, ist lang.
Weil Politiker glauben, sich zugunsten Israels über das Gesetz stellen zu können, verschwenden Minister, Stadträte und Staatsanwaltschaften Steuergelder für verfassungswidrige Versuche, das Recht auf freie Meinungsäußerung zu beschneiden.
Wo bleiben die Lehren aus unserer Geschichte? Ein ‚Nie wieder‘ bedeutet, nicht zuzulassen, dass Volksgruppen oder Religionsgemeinschaften diffamiert und kriminalisiert werden. Doch genau das geschieht derzeit in den Medien und durch Politiker - ohne Konsequenzen!
Diese Repressionen haben nichts mit der Bekämpfung von Antisemitismus oder der Sicherung der Völkerverständigung zu tun, sondern dienen offensichtlich ausschließlich der Durchsetzung einer zionistischen Agenda. Das Kalkül scheint klar zu sein: Kritiker zu dämonisieren - um einerseits von den Kriegsverbrechen und Expansionsabsichten des zionistischen Staats abzulenken, und andererseits, um einen Vorwand zu haben, Kundgebungen, Kongresse oder Uni-Camps zu unterbinden und somit unser Grundrecht auf Meinungsfreiheit einzuschränken. In anderen Worten, Antisemitismus wird missbraucht für eine Agenda!
Eine jüdische Freundin schrieb kürzlich “dieses Vorgehen, für das der angebliche Schutz jüdischen Lebens als Vorwand missbraucht wird, schürt eher Antisemitismus als dass es diesen bekämpt [nach dem Motto] ‘zugunsten der Juden werden Grundrechte missachtet’”.
Liebe Politiker und Stadträte, verschwenden Sie keine weiteren Steuergelder für Repressionsversuche, scheiternde Strafanzeigen und lächerliche Versuche, Veranstaltungen oder Protest Camps zu unterbinden – Sie verlieren eh stets vor unseren Gerichten.
Treten Sie nicht 79 Jahre intensive Vergangenheitsbewältigung und Erinnerungskultur - durch erneute Repressionen, Diffamierung mit der Absicht der Zensur - in die Tonne! Treten Sie Artikel 5 unseres GG „Recht auf freie Meinungsäußerung“ nicht weiterhin mit Füßen! Biedern Sie sich nicht weiterhin krankhaft den Zionisten an … im Glauben, sich damit von den Verbrechen und Genozide ihrer Großväter- und Großmütter-Generation reinwaschen zu können. Damit waschen Sie sich lediglich mit dem Blut palästinensicher Kinder!
Mit neuem Unrecht machen Sie altes nicht ungeschehen! Das Unrecht, das den Juden in Europa über Jahrhunderte zugefügt wurde und in der Shoah gipfelte, wurde nicht von den Palästinensern begangen. Europäische Juden fanden stets Zuflucht im arabischen Raum. Palästinenser sind die Opfer des europäischen Antisemitismus, der bis heute weiterbesteht, uns jedoch in die Schuhe geschoben wird.
Bekämpfen Sie den wahren Antisemitismus und schützen Sie auf diese Weise jüdisches Leben, anstatt die Solidarität mit den Palästinensern zu kriminalisieren und Kritiker durch Einschüchterungsversuche zum Schweigen zu bringen, sobald diese zionistische Kriegsverbrechen und den Massenmord an Unschuldigen in Palästina und im Libanon anprangern und der Öffentlichkeit Details und Wahrheiten zugänglich machen, die von unseren Medien verschwiegen werden.
Zum Schluss noch ein Zitat der “Weißen Rose” – die Bewegung, auf die wir in München angeblich stolz sind – aus dem Flugblatt Nr. 6:
„Ihr seid das Volk, das die Freiheit und die Menschenrechte schützen muss. Ihr müsst den Mut haben, gegen diese Verbrecher aufzubegehren. Ihr dürft nicht schweigen!“
Lasst Euch nicht von Verbrechern einschüchtern!
Die Frauen und Kinder in Palästina zählen auf euch !